Die Renaissance von Stadtzentren gelingt, wenn Städte Lebensqualität vermitteln – Oberwart hätte Potenzial für die gelungene Erneuerung

Seit einiger Zeit sehen sich unsere Städte mit einschneidenden Herausforderungen und schwierigen Entwicklungen konfrontiert. Handel verlagert sich in die Peripherie, zwischenmenschlicher Austausch passiert digital, Kulturveranstaltungen lassen sich auch auf der heimischen Couch mitverfolgen, Gespräche finden auf den Plattformen sozialer Medien statt. Ist also die Idee eines städtischen Zentrums ein überholtes Modell der Vergangenheit? Weit, weit gefehlt, wie unterschiedliche Trends beweisen. Die Idee einer vitalen Stadt erlebt gerade eine markante Renaissance. Womöglich weil wir zu begreifen lernen, was wir zu verlieren drohen. Neue Ansätze könnten folglich auch in Oberwart eine Trendumkehr einleiten. Die Stärke der heimischen Kaufkraft nutzen Die Wirtschaftskammer Burgenland veröffentlichte kürzlich die Ergebnisse einer großangelegten Studie. Die Untersuchung galt vornehmlich der Fragestellung, wie es um die Kaufkraft im Burgenland bestellt sei. Die Resultate präsentieren für den Bezirk Oberwart ein erfreuliches Bild. Die Tendenz, dass sich der Handel immer mehr an die Ränder einer Stadt zurückzieht, findet sich bestätigt. Doch zeigt die detaillierte Analyse einen zweiten Sachverhalt, der Aufmerksamkeit verdient. Das gesamte Kaufkraftvolumen im Bezirk Oberwart belief sich im Jahr 2016 auf 260 Millionen Euro. Der Begriff Kaufkraftvolumen bezeichnet die Geldsumme, die einer konkreten Personengruppe für den Kauf von Gütern zur Verfügung steht. Alle Einwohner des Bezirks Oberwarts gaben also im Jahr 2016 insgesamt 260 Millionen Euro für den Kauf neuer Produkte aus. Essenziell erscheint dabei der Aspekt, dass 86 % des Betrags direkt im Bezirk Oberwart ausgegeben wurden. Die wirtschaftliche Grundlage für die Erneuerung unserer Stadt wäre also vorhanden. Die Zusammenziehung verschiedener Branchen, wie sie in einem Shopping Center geschieht, zeigt demgemäß klare Vorzüge. Die Anlagen sind kompakt, einheitlich, verkehrstechnisch einfach zu erreichen. Doch bleibt ein gravierender Nachteil: Die Austauschbarkeit solcher Orte.

 

Die Stärke der heimischen Kaufkraft nutzen

Die Wirtschaftskammer Burgenland veröffentlichte kürzlich die Ergebnisse einer großangelegten Studie. Die Untersuchung galt vornehmlich der Fragestellung, wie es um die Kaufkraft im Burgenland bestellt sei. Die Resultate präsentieren für den Bezirk Oberwart ein erfreuliches Bild. Die Tendenz, dass sich der Handel immer mehr an die Ränder einer Stadt zurückzieht, findet sich bestätigt. Doch zeigt die detaillierte Analyse einen zweiten Sachverhalt, der Aufmerksamkeit verdient. Das gesamte Kaufkraftvolumen im Bezirk Oberwart belief sich im Jahr 2016 auf 260 Millionen Euro. Der Begriff Kaufkraftvolumen bezeichnet die Geldsumme, die einer konkreten Personengruppe für den Kauf von Gütern zur Verfügung steht. Alle Einwohner des Bezirks Oberwarts gaben also im Jahr 2016 insgesamt 260 Millionen Euro für den Kauf neuer Produkte aus. Essenziell erscheint dabei der Aspekt, dass 86 % des Betrags direkt im Bezirk Oberwart ausgegeben wurden. Die wirtschaftliche Grundlage für die Erneuerung unserer Stadt wäre also vorhanden. Die Zusammenziehung verschiedener Branchen, wie sie in einem Shopping Center geschieht, zeigt demgemäß klare Vorzüge. Die Anlagen sind kompakt, einheitlich, verkehrstechnisch einfach zu erreichen. Doch bleibt ein gravierender Nachteil: Die Austauschbarkeit solcher Orte. Unverwechselbar präsentieren sich nur gewachsene und freundliche Stadtkonzepte. Shopping Center bilden eine intelligente Ergänzung zu lebendigen Innenstädten, ein Ersatz sind sie nicht. Natürlich sind Shopping Center oft gut gemachte Plätze für Kommerz, eine pulsierende Stadt hingegen bietet viel mehr

 

Unvollendetes

Um den Stadtkern in Oberwart zu revitalisieren, verlangt es tiefgreifende Reformen, die anfänglich von politischer Seite angestoßen werden sollten. Den Beginn eines langen Prozesses müsste die Umsetzung eines durchdachten Verkehrskonzepts bilden. Seit Jahren warten smarte Expertenpläne in unzähligen Schubladen darauf realisiert zu werden. Wie lange noch hadern? In der Infrastrukturpolitik muss verstärkt Druck auf das Land ausgeübt werden, um den Ausbau der Bahnstrecke zu forcieren. Das würde PendlerInnen eine Alternative zum Busverkehr bieten, die Standortpolitik in Oberwart unterstützen und dem Bahnhofsgelände, das momentan ungenutzt einen brachen Teil des Oberwarter Stadtzentrums umgrenzt, wieder Bestimmung und Frequenz zukommen lassen. Ein zurückgelassenes Grundstück dieses Ausmaßes mitten in der Stadt können wir uns nicht leisten. Es blockiert jede weitere Entwicklung. Das Netz an Radwegen, das sich durch den Ortskern zieht, wirkt unvollkommen und bruchstückhaft. Gerade in dieser Hinsicht zeigen andere Gemeinden, dass schon kleine aber effektive Veränderungen merkliche Auswirkungen nach sich ziehen. Der Ausbau des öffentlichen Verkehrs verlangt Kooperationen mit privaten Unternehmen, Absprache mit anderen Kommunen und nach einer einheitlichen Preisgestaltung. Momentan geben sich Fahrpläne und Verbindungen unübersichtlich und unattraktiv. Auch aus diesem Grund wäre die Inbetriebnahme einer funktionierenden Bahnverbindung wünschenswert, die den Lebensalltag von PendlerInnen, SchülerInnen, Angestellten und Privatpersonen erleichtert. Der Stadtpark wurde zwar vor Jahrzehnten umgebaut, aber das ganzheitliche Konzept, das hinter der Restrukturierung stand, nie umgesetzt. Die Verlagerung des Bauernmarkts in den Park bildet diesbezüglich einen ersten Schritt und zeigt, was alles möglich wäre – wie sehr wir als Bevölkerung solche Verbesserungen gutheißen und annehmen. Dasselbe gilt für die Erneuerung des Wochenmarkts. Auch hier wurden vor einigen Jahren erste Entwürfe konzipiert, ohne die Sache strategisch zu Ende zu tragen. Es fehlt in diesen Zusammenhängen an Planungssicherheit und Strategie. Das Areal rund um die Rotunde, die eigentliche Fläche die Schulzentren und Hauptstraße im Zentrum miteinander verbindet, wird mittlerweile einfach nur als Abstellplatz für PKWs genutzt. Da wäre mehr möglich, kreative Ideen wurden ja bereits gesammelt.

 

Ein grünes Oberwart der Zukunft

Michael Bloomberg, der ehemalige Bürgermeister von New York, hat eines Tages beschlossen, einen bekannten Platz der Stadt vorübergehend verkehrsfrei zu machen. Am Times Square sollte für die Dauer von sechs Monaten keine Autos mehr fahren dürfen. Nach Ablauf dieser Periode könnte dann darüber nachgedacht werden, ob das Konzept beibehalten wird, ein neues erdacht oder der Originalzustand wiederherstellt werden soll. Ein gewagter Versuch. Als er die Ankündigung machte, prophezeiten Kritiker, dass seine Vorstellung an einem prognostizierten Verkehrschaos, an der drohenden Verödung, an der prinzipiellen Undurchführbarkeit scheitern werde. Sie lagen falsch. Schon während der Probephase wurde beschlossen, dass der Time Square auch in Zukunft frei von Autoverkehr bleiben soll, so beliebt wurde der einst vernachlässigte Standort bei StadtbewohnerInnen und TouristInnen. Klar, Oberwart ist nicht der Big Apple und die Hauptstraße nicht der Broadway. Das Beispiel zeigt uns aber eine wirksame Einstellung, die Fortschritt in Städten anstößt. Das Argument, die Sachen funktionieren nicht, sonst hätten wir sie ja bereits probiert, darf keine politische Option sein. Vielmehr folgen wir dem Prinzip: Um zu sehen, was klappt, müssen wir es schon versuchen. Das Wesen politischer Verantwortung besteht darin, erste mutige Schritte zu setzten und die Bevölkerung einzuladen, diesen Weg mitzugehen. Ziel ist es, gemeinsam der Stadt jene Lebensqualität zurückzugeben, die wir wünschen.

 

Oberwart kann mehr!

Vieles wäre bereits angedacht, könnte den ersehnten Wandel einleiten, wartet auf Umsetzung. Manches klingt auch altbekannt. Der Wille zur Erneuerung wurde zu oft bei zu vielen nicht genutzt und versandete politisch. Beim Thema Stadterneuerung macht sich mittlerweile bei manch einer/einem, die an dieser Sache effektiv mitwirken wollten, aufgrund vergangener Erfahrungen Ernüchterung und Enttäuschung breit. Doch Erneuerung tut not. Sie braucht neue Ansätze, neue EntscheidungsträgerInnen, neue Generationen, neuen Tatkraft, neue Formen der Zusammenarbeit, neue Partnerschaften, neue Verbündete, neue Entwürfe, neue Hoffnung. Dafür stehen wir als Grüne in Oberwart. Oberwart kann mehr! Fangen wir an!

Aaron Sterniczky

aaron.sterniczky@gruene.at